LERNEN im Einklang mit den Phasen der Veränderung

Es gab Zeiten, da hätten mich Fragen wie "Na, wie weit bist du mit deinem Englisch lernen?" oder "Mama, das mit dem Ipod habe ich dir doch schon dreimal gezeigt!" aus der Ruhe gebracht. Ich hätte an meiner Lernfähigkeit gezweifelt und das ganz Lernprojekt in Frage gestellt. Dann stieß ich bei meinen Recherchen zu dem Buch "Aufbruch in die Schmetterlingszeit" auf die Tatsache, dass alle Veränderungsprozesse in Phasen verlaufen.

Veränderungen des eigenen Lebensstils unterliegen genauso einem Rhythmus wie Veränderungsprozesse im Unternehmen.

Diese Rhythmen lassen sich anhand eines theoretischen Modells beschreiben - dem Phasenmodell für Veränderungsprozesse.

Auch LERNEN ist ein Veränderungsprozess - Persönlichkeitsentwicklung - und so gehe ich davon aus, dass dieses Modell auch für Lern-Prozesse gültig ist.


Die einzelnen Phasen:

  • Euphoriephase
    Etwas Neues steht bevor. Die Erwartungen und die Motivation sind hoch. Alles soll anders und besser werden. Deshalb nennt man diese Phase die Euphoriephase. Im Allgemeinen freut sich der Lernende auf das neue Lernprojekt. Er hat sein Ziel vor Augen und ist voller Zuversicht und positiver Erwartungen.
  • Desillusionierungsphase
    Ja und wie das so ist mit der Euphorie, sie beinhaltet auch viele Illusionen. In der zweiten Phase kommt man auf den Boden der Tatsachen zurück. Es wird klar, dass das neue Wissen noch nicht beherrscht wird oder nicht so einfach angewendet werden kann. Gleichzeitig werden einem die Fehler der Vergangenheit bewusst und das dauernde Hinterfragen erzeugt ein seltsames Verhalten von Widerstand dem Bisherigen gegenüber, was dazu führt, dass Fehler gemacht werden.
    In dieser Phase werden viele Vorhaben abgebrochen - Desillusionierung eben, vielleicht auch etwas Resignation.  
  • Im Tal der Tränen
    Der Tiefpunkt ist erreicht. Dem Lernende ist jetzt klar, dass er die Techniken, die Sprache oder die neue Verhaltesweise noch nicht beherrscht. Gleichzeitig ist er voller Zuversicht, dass er es schaffen kann. Auch wenn klar ist, dass das Können noch nicht da ist, weiß man doch: ES IST MÖGLICH und unter Anleitung lässt es sich das Erlernte auch anwenden.
    Man sammelt und ordnet die bestehenden Probleme und Schwierigkeiten und sucht nach Lösungsmöglichkeiten.
  • Lernphase
    In der Lehrphase herrscht endlich wieder Zuversicht. Auch wenn noch Unsicherheit herrscht, wird defenitiv das neue Wissen angewendet. Zwar ist die Anwendung auf einfache und klare Situationen beschränkt und kritische Situationen bereiten noch Mühe, doch der Lernende weiß, was er kann und das, obwohl er weiß, dass er noch nicht alles überblickt und unsicher ist.
  • Leistungsphase
    In der Leistungsphase wird das neue Wissen, die neuen Verhaltensweisen, beherrscht und umgesetzt. Es macht endlich wieder Spaß. Der Lernende weiß, dass er wirklich etwas gelernt hat, was umsetzbar und praktikabel ist. Nach und nach bekommt er immer mehr Lust auf neue Aufgaben.

Seit ich weiß, dass auch alle Lebensstilveränderungen diesem Rhythmus unterliegen, kann ich mich innerhalb meiner Projekte wesentlich besser orientieren. Die Möglichkeit, selbst handeln zu können, ist wesentlich motivierender als hilflos im "Tal der Tränen"  zu sitzen und nicht weiter zu wissen. So ist es nun einmal: Probleme mit Veränderungen gehören einfach zum Leben. Sie sind so normal, wie die Anfangsschwierigkeiten, die auftauchen, wenn man lernt Auto zu fahren.  


 Insel des Lernens und des Wissens

Mit diesem Wissen wird es möglich: 

  • sich zu orientieren und zu überprüfen, ob eine Veränderung der Strategie erforderlich ist,
  • durch die Anpassung der Verhaltensweisen die Bearbeitung der anstehenden Aufgaben dieser Phase zu unterstützen.
  • nach vorne zu blicken, zu handeln und wieder vorwärts zu gehen
  • und bestimmte Gefühlsentwicklungen als ganz normal anzusehen.

Veränderungen im Leben sind notwendig.

Mit dem Wissen, dass alle Veränderungen einem bestimmten Rhythmus folgen - dessen Phasen mal kurz mal länger, mal mühselig mal einfach sein können, läßt es sich gelassener mit allen Veränderungen im Leben umgehen.