Hemmende Muster durchschauen ...

Wie viel und was ein Schüler von einem Unterrichtsangebot mitnehmen kann, hängt stark mit seiner persönlichen Einstellung zum Lernen, seiner Tageskondition und seinen psychosozialen Rahmenbedingungen zusammen.

Ich machte die Erfahrung: Neben der Angst vor Veränderung und einem falschen Selbstbild können auch alte Familienmuster einen Menschen beim Lernen behindern.

Familienspiele

  • In jeder Familie gibt es Glaubenssätze, die von einer Generation in die nächste übertragen werden.
  • Diese Glaubenssätze wirken im Verborgenen und sind nicht bewusst.
  • Außenstehenden fällt es leichter, solche Familienspiele zu erkennen, weil sie meist Beobachter und nicht in die Spiele eingebunden sind.
  • Durch das Erkennen der zugrundliegenden Strategien können viele dieser Spiele beendet werden.

Muster erkennen

Ein Sprichwort sagt: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ In Umkehrung des Sprichwortes: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, könnte man auch sagen: „Was Hans nicht lernt, lernt Hänschen nimmermehr.“ Erkennst du den Sinn hinter diesen Worten? Wenn meine Eltern nicht gut lernen konnten, kann ich auch nicht gut lernen.

Manche Eltern möchten nicht, dass ihre Kinder erfolgreicher sind als sie selbst, doch dieser Umstand ist ihnen nicht bewusst – wäre er ihnen bewusst, würden sie vermutlich über sich erschrecken. Denn Eltern wünschen sich das Beste für ihre Kinder. Doch manchmal hängen sie selbst in einem alten Familienspiel fest und geben unbewusst ein Muster an die folgende Generation weiter.

Auf einer unbewussten Ebene fühlen wir uns an die Vorstellungen unserer Eltern gebunden. Was heißt gebunden? Wir fühlen uns ihnen gegenüber verpflichtet. Ein Beispiel: Wenn meine Mutter in ihrem Unterbewusstsein die Vorstellung von mir hatte: „Welch ein niedliches Mädchen – meine Tochter wird ihren Weg gehen, wie alle Frauen unserer Familie“, dann möchte ich unbewusst das liebe Kind sein und ihr diesen Wunsch erfüllen: Es kann passieren, dass ich nicht erfolgreich in einem männlich orientierten Berufsfeld arbeiten kann, weil ich unbewusst versuche, dem Bild meiner Mutter gerecht zu werden, das da sagt: „Alle Frauen unserer Familie sind Hausfrauen und Mütter.“ Es entstehen Konfliktsituationen im Alltag, von denen ich nicht einmal weiß, woher sie rühren.

Familien prägen die Kinder. Alle Kinder wollen instinktiv so sein, wie die Eltern sie haben möchten.

Alle Kinder verhalten sich instinktiv so, weil sie dann Zuwendung und Liebe bekommen, die sie so dringend benötigen. Jedes Kind möchte von seinen Eltern geliebt werden. Natürlich sind die Verhaltensstrukturen innerhalb der Familien wesentlich komplizierter, und doch führt das Ringen um die Aufmerksamkeit der Eltern immer wieder zu einem angepassten Verhalten. Als brave Tochter versuche ich also so zu sein, wie meine Mutter es sich unbewusst wünscht. Damit spiele ich ein Spiel. Ich spiele ihr Spiel! Nur leider weiß ich nicht, dass ich dieses Spiel spiele. Darum spiele ich es immer weiter und weiter und wundere mich, warum ich manches nicht so machen oder lernen kann, wie ich es möchte.

Solche Familienspiele lassen sich durch das systemische Familienstellen nach der Methode von Bert Hellinger aufdecken. Eine psychologische Beratung oder die Kinesiologie mit ihren Stressablösungen sind weitere Möglichkeiten, um diese Rollen aufzudecken und zu beenden. Wenn der Verdacht besteht, in ein Familienspiel eingebunden zu sein, oder wenn uns etwas daran hindert, Neues zu erlernen und dem Lernen an sich offen gegenüberzustehen, dann spricht vieles dafür, diese Möglichkeiten in die Selbstreflektion einzubeziehen und sich von einem ausbildeten Therapeuten beraten zu lassen.