Eine neue Lebensart entwickeln ... 

Eine Recherche der Harvard Business School unter Führungskräften sollte zeigen, was einen Menschen in eine Führungsposition bringt: Sind es seine fachlichen oder vielmehr seine persönlichen Qualitäten? Die Analyse erwies, dass 8 5% all jener, die es bis „ganz oben“ geschafft hatten, aufgrund ihrer persönlichen Qualitäten gefördert wurden; nur 1 5% schafften es aufgrund eines speziellen Fachwissens. Demnach sind es erst hauptsächlich die menschlichen Qualitäten, wie persönliche Integrität, Verantwortungsbewusstsein und ethische Werte, die einen Menschen für eine Führungsrolle befähigen. Daneben werden je nach Berufsfeld unterschiedliche Stärken gefordert. Ein Pilot braucht ein anderes Persönlichkeitsbild als ein Schuhverkäufer. Einige Kriterien sind jedoch überall gleich.

Diese menschlichen Tugenden wollen wir einmal unter dem Fokus des neuen Denkens betrachten.


Teamfähigkeit

Teamfähigkeit ist eine Grundvoraussetzung für alle, die an Projekten verschiedenster Art beteiligt sind. Soll Projektarbeit zukunftsgerichtet funktionieren, muss sich jedes einzelne Teammitglied seiner speziellen Stärken und Schwächen bewusst sein. Jedem Mitglied muss außerdem die gleiche Achtung und Akzeptanz entgegengebracht werden. Da man sich seiner selbst sicher ist, wird ein Konkurrenzgebaren innerhalb des Teams überflüssig. Damit fallen alle Strategie- und Machtspiele, die sich um die eigene Wichtigkeit ranken, weg. Jede Person ist in der Lage, für ihr eigenes Energiemanagement zu sorgen, daher braucht die fehlende Energie nicht mehr durch andere Personen kompensiert zu werden. Unter diesen Voraussetzungen kann die Zusammenarbeit themenzentriert erfolgen. Im Mittelpunkt steht das übergeordnete Ziel, eine damit verbundene positive Erwartungshaltung und ein respektvoller Umgang miteinander. Das Arbeiten in einer solchen Teamatmosphäre erzeugt bessere Leistungen in einer wesentlich kürzeren Zeit. Zukunftsmusik?


Zuverlässigkeit

„Verlass dich auf andere und du bist verlassen.“ Wieder so ein Sprichwort. Der wahre Schlüssel zur Verlässlichkeit liegt jedoch in der eigenen Person. Kann ich mich auf mich selbst verlassen? Wie sieht es mit meiner persönlichen Integrität aus? Halte ich meine Versprechen? Andere Personen spiegeln mir oftmals mein eigenes Verhalten, also Eigenschaften, die ich an mir nicht wahrhaben will. Schaue ich also zuerst auf mich! Gibt es da Unstimmigkeiten, die ich klären sollte oder ändern kann? Wenn ich mich auf mich selbst verlassen kann, dann können sich auch die anderen auf mich verlassen – und ich mich auf sie.


Mut

Mut brauchen wir, um für uns selbst einzutreten. Mut brauchen wir, um dem anderen offen unsere Meinung sagen zu können – jedoch ohne ihn zu verletzen oder herabzusetzen! Mut ist erforderlich, um Kritik zu ertragen und sie als Hinweis auf „verbesserungswürdige“ Verhaltensweisen oder Fertigkeiten zu betrachten und nicht als Herabsetzung unserer Persönlichkeit. Mut hilft uns, uns eine unabhängige Meinung zu bilden und den eigenen Standpunkt zu vertreten. Mut ist vonnöten, wenn wir unsere Meinung korrigieren und zugeben müssen, dass wir uns aufgrund fehlender Informationen geirrt hatten. Mut brauchen wir, um Neues zu beginnen und vielleicht auch einmal ungewöhnliche Vorgehensweisen auszuprobieren. Mut kann man Schritt für Schritt lernen.


Ehrlichkeit

Nur Ehrlichkeit im Umgang mit dem anderen schafft Vertrauen. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber heißt, sich so anzunehmen, wie man ist, und auch zu den Schwächen zu stehen. Ehrlichkeit heißt: Ich höre auf, irgendwelche Rollen zu spielen, und bin in jedem Moment so, wie ich wirklich bin. Bin ich aufrichtig zu mir selbst und lasse auch das Gute und meine Fähigkeiten zu, dann spüren die anderen, dass ich mit ihnen ehrlich bin. Dann werde ich auch sensibel für alle Unaufrichtigkeit. Ehrlichkeit ist die Basis allen Vertrauens im Umgang miteinander.


Disziplin

Wir brauchen Selbstdisziplin, um unseren persönlichen Rhythmus zu finden und um unsere Ziele zu erreichen. Wir brauchen Disziplin, um Gewohnheiten abzulegen, von denen wir erkannt haben, dass sie uns schaden, und um etwas zu lernen, zum Beispiel eine neue Fremdsprache. Disziplin schult und stärkt den eigenen Willen, damit wir verantwortungsbewusst handeln können.


Toleranz

Wenn wir eine neue Lebensart und einen besseren Umgang miteinander anstreben, brauchen wir Toleranz. In der jetzigen Gesellschaft wurden wir (oder haben wir uns) zu Einzelkämpfern konditioniert. Die Schulung von Toleranz gegenüber unserem Nächsten wird ein Grundstein unserer neuen Gesellschaft sein. Tolerant sein, andere Meinungen zulassen, Randgruppen nicht ausgrenzen, sondern beteiligen, Andersgläubige und Andersdenkende akzeptieren, fremdes Kulturgut achten – diese Fähigkeiten können nicht früh genug geschult werden. Toleranz heißt jedoch nicht, Ungerechtigkeit oder Regelverstöße zu akzeptieren. Solche Art von Toleranz, die sich von der Scheu oder Angst vor Herausforderungen nährt, zerstört unsere Kultur, ohne neue Strukturen zu schaffen. Diskussion, gegenseitiger Austausch und die Suche nach einem Konsens schaffen dagegen gemeinsame Ziele und Werte, für die es sich zu leben lohnt.


Geduld

Geduld haben und warten können sind zwei Tugenden, die wir in den letzten Jahren in den Hintergrund gedrängt haben. Sofortige Bedürfnisbefriedigung heißt der Tenor dieser Zeit. Alles will man sofort haben, alles soll sofort umgesetzt werden, alles muss sofort klappen. In anderen Kulturen kennt man noch die Tugenden der Geduld und des Wartens, und so mancher fragt sich, warum wir Deutschen um vieles so einen Wirbel machen, obwohl etliches davon keinen langfristigen Bestand hat. Geduld – warten können. Wir können es wieder lernen. Die Natur zeigt uns, dass alles seine Zeit braucht. Der Samen braucht seine Zeit, um aufzubrechen, und die Früchte brauchen ihre Zeit, um zu reifen.


Beständigkeit

Die Natur lehrt uns auch Beständigkeit. Kirschen sind erst reif, wenn ihre Zeit gekommen ist, doch ein Kirschbaum trägt seine Früchte beständig – Jahr für Jahr. Auch Kinder brauchen Zeit, um sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln. Sie werden nicht schon als Erwachsene geboren, auch wenn manche Eltern es gerne hätten. Kinder müssen nicht schon von Anfang an alles können und wissen. Deshalb brauchen wir Geduld und Beständigkeit, wenn wir Menschen begleiten. Geduld ist gefragt, wenn wir etwas verändern wollen. Alteingefahrene Strategien lassen sich nicht von heute auf morgen durch andere ersetzen. Wir brauchen Geduld, wenn wir langfristige Ziele verfolgen, und Geduld, wenn wir tiefgründige Zusammenhänge begreifen wollen. Lernen wir also, Geduld zu haben und zu warten, bis die richtige Zeit gekommen ist, um erst dann die Früchte zu ernten.


Alle genannten Qualifikationen betreffen die Persönlichkeit der einzelnen Menschen, und auch wenn wir in unserem Wirtschaftsleben noch zu selten davon profitieren können, so werden es doch immer mehr Menschen, die verantwortungsbewusst denken und handeln.

Bedenke:

  • Manche Tugend bringen wir bereits mit unseren Anlagen auf die Welt.
  • Manches entwickeln wir wie nebenbei durch unsere Sozialisation in der Familie und in unserem Umfeld.
  • Manches entwickelt sich schnell, doch etliches müssen wir üben und trainieren, denn unsere persönlichen Stärken vervollkommnen wir nicht über Nacht.
  • Manchmal geht auch etwas schief.

Während unseres Lebens wachsen wir in unserer Persönlichkeit, werden stärker und stärker – wenn wir es wollen!

Denn auch hier bestimmen wir selbst, welche Persönlichkeitsmuster wir trainieren: die Missgunst, den Zweifel, die Lüge oder gar die Ruhmsucht – oder aber die Großzügigkeit, die gegenseitige Achtung und Toleranz, das Vertrauen und das Gemeinschaftsdenken.