Aus Worte werden Taten ...

Gehen wir davon aus, dass Worte eine Form von Energie sind. Eine Energie, auf die wir reagieren, wenn wir mit dem Gesprochenen in Resonanz gehen.

Und wie reagieren wir auf Worte?

  • Traurige Worte:
    Sie machen uns manchmal auch traurig und wecken unsere Anteilnahme.
  • Wütende Worte:
    Oftmals werden wir ebenfalls wütend und nehmen unweigerlich Partei ein für den vermeintlich ungerecht Behandelten.
  • Freudige Worte:
    Wir freuen uns mit, sie heben unsere Stimmung.
     
  • Befehlende Worte:
    Wir gehen in Abwehrposition, weil wir uns in unserer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen, oder wir folgen dem Befehl, weil wir Angst vor den Konsequenzen haben.
      
  • Motivierende Worte:
    Sie trösten uns, bauen uns auf und machen Mut.
     
  • Monotone Worte:
    Sie langweilen uns.
     
  • Herablassende Worte:
    Wir fühlen uns klein und unbedeutend. Es geht uns nicht gut.
     
  • Liebevolle Worte:
    Sie wirken wohltuend und stabilisieren uns.

Das sind nur Beispiele dafür, was Worte bewirken und welche Gefühle sie in uns auslösen, ohne dass es bisher um den Inhalt der Worte ging.


Der Ton macht die Musik 

Schon allein die Satzmelodie kann dafür sorgen, dass wir motiviert oder demotiviert sind. „Der Ton macht die Musik“, sagt ein altes Sprichwort. Liebevolle Worte, doch mit dem falschen Tonfall gesprochen, entlarven wir als unehrlich. Herablassende Worte senken unser Energieniveau. Wer Sorgen hat, deprimiert ist oder Angst hat, hat ein niedriges Energieniveau. Wie geht es dir, wenn du Sorgen hast? Vermutlich so wie mir. Ich habe dann den Kopf voll und quasi keinen Platz mehr, um anderes aufzunehmen. Das Lernen fällt mir in solchen Situationen schwer.

Um leicht zu lernen, benötigen wir jedoch ein möglichst hohes Energieniveau.

Gehen wir mit einem Menschen positiv, respektvoll und achtsam um, erhöhen wir nicht nur sein Energieniveau, sondern auch unser eigenes und stellen somit eine Basis für einen guten Informationsfluss her. Betrachten wir einen Menschen abwertend, sagen ihm vielleicht auch noch lieblose Worte, senken wir nicht nur sein Energieniveau, sondern verschließen gleichzeitig unsere eigenen Informationskanäle. Der Wissensfluss muss auf einem viel niedrigeren Niveau stattfinden, wenn er durch das niedrige Energieniveau überhaupt noch stattfinden kann. Es ist also in unserem persönlichen Interesse, Worte zu wählen, zu lesen und zu hören, die unser Energieniveau möglichst erhöhen und auf keinen Fall senken, denn wir wollen unserem bisherigen Wissen ja neues Wissen hinzufügen. Es ist deshalb wichtig, in Resonanz zu gehen, damit wir den Stoff besser verstehen und begreifen. Es ist, als würde etwas aus dem Nebel auftauchen und immer klarer werden, bis wir es plötzlich ganz klar sehen können – wir wissen es.

Worte sind Schlüssel, die diesen Prozess in Gang setzen.

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – dieser Satz macht deutlich, wie ein einziges Bild, eine einzige Grafik dazu beitragen kann, komplizierte Sachverhalte zu verdeutlichen. Auch Bilder sind Schlüssel, die einen Erinnerungsprozess auf der unbewussten Ebene aktivieren.


Die Wand zwischen den Worten und uns

Damit Wissen zugänglich wird, müssen die Worte neben einer Melodie auch immer eine Information tragen. Dieser Informationsinhalt, also die inhaltliche Aussage der Worte, muss von uns verstanden werden, damit wir vom Gesagten profitieren können.

Es gibt mehrere Gründe, warum das oftmals nicht so ist:


Die „falsche“ Sprache

Viele kennen es aus eigener Erfahrung: Obwohl alle die deutsche Sprache sprechen, verstehen wir nicht, was der andere uns sagen will. Obwohl er uns bekannte Wörter benutzt, ergibt ihr Inhalt für uns keinen Sinn. Das kann folgende Gründe haben: Er benutzt ein Fachvokabular, das wir nicht kennen. Ein Maschinenbauingenieur benutzt andere Worte, um einen Sachverhalt dazustellen, als ein Psychologe, Rechtsanwalt oder Beamter. Es ist daher wichtig, die „gleiche Sprache“ zu sprechen. Übrigens auch ein Phänomen, das bei Männern und Frauen oft zu Missverständnissen führt. Gute Seminarinhalte und Vorträge sind deshalb für eine bestimmte Zielgruppe aufbereitet. Das geschieht hauptsächlich, um diese Sprachbarrieren möglichst zu vermeiden. Da ich inzwischen um dieses Problem weiß, gelingt es mir heute leichter, meine Gesprächspartner zu bitten, mir den Sachverhalt in der allgemeinen Umgangsprache zu erklären, oder – wenn es sich um geschriebene Texte handelt – mich mit dem Fachvokabular vertraut zu machen. Meinen Frust: „Warum verstehe ich das nur nicht?“, konnte ich durch dieses Verhalten erheblich reduzieren.


Fehlender Hintergrund

Auch fehlende Hintergrundinformationen können Verwirrung stiften oder Missverständnisse provozieren. Wenn ich einen Einheimischen nach dem Weg frage, schickt er mich vielleicht zunächst zum Bahnhof, und dort solle ich links abbiegen. Als Fremde in der Stadt reicht mir diese Information nicht aus, denn wo, bitte schön, ist der Bahnhof? – Wenn jemand nicht weiß, dass Blei giftig ist und Gesundheitsschäden verursacht, kann er nicht verstehen, warum Bleileitungen durch modere Materialien ersetzt werden sollten.

In der Pädagogik spricht man davon, einen Lehrstoff didaktisch aufzubauen, das heißt die Informationen werden Stufe für Stufe aufeinander aufbauend weitergegeben. Fehlt eine Zwischenstufe, entsteht eine Lücke und das Verständnis geht verloren. Sind solche Informationslücken einmal entstanden, bleibt einem nichts anderes übrig, als sie schnellstmöglich zu schließen, damit das durch Worte übermittelte Wissen wieder zugänglich wird: Sonst verpasst man den Anschluss und hat mit weiteren Informationsbarrieren zu kämpfen. So simpel es klingen mag, es ist einfach Realität.


Fehlende Resonanz

Jemand versucht etwas sachlich, also sachbezogen zu erklären, ich jedoch versuche die Worte gefühlsmäßig zu erfassen. Es ist wichtig, die gleiche Kommunikationsebene zu benutzen, damit wir in Resonanz gehen können. Stimmt diese Ebene nicht, gehen die Worte an uns vorbei. Gute Vorträge beinhalten beides, logisch, sachliche Informationen und Wortbilder und anschauliche Beispiele, um allen Zuhörern gerecht zu werden.


Missverständnisse

Manches Unverständnis beruht nur auf Missverständnissen. Wenn jemand von der Bevölkerung in Kalabrien berichtet, während ich annehme, dass er von den Menschen in Kolumbien erzählt, bin ich irritiert und kann ihm nicht folgen. Hier hilft nur nachfragen, bevor weitere Verwirrung entsteht.


Falsche Erwartungen

Oftmals haben wir gewisse Erwartungen. Wenn dann die Ausführungen des Redners nicht mit dem übereinstimmen, was er unserer Meinung nach sagen müsste, sind wir durch unsere fixen Gedanken gefesselt und haben ein Problem damit, ihn zu verstehen. Ich erfuhr dies als Berufsanfängerin: Damals hatte ich einmal mit Afrikanern zu tun. Als norddeutsches Mädel vom Lande hatte ich bisher sehr wenig Umgang mit Ausländern gehabt. So erwartete ich, dass mich der Mann auf Englisch ansprechen würde. Krampfhaft suchte ich meine Englischkenntnisse zusammen, um für das Gespräch gewappnet zu sein. Doch trotz mehrmaligen Nachfragens verstand ich einfach nicht, was er von mir wollte. Ziemlich peinlich, denn der Afrikaner sprach reinstes Hochdeutsch! Meine falschen Erwartungen verhinderten, dass ich ihn verstehen konnte.


Worte können Kommunikationskanäle öffnen,
aber auch ganz leicht verschließen.

Worte können den Wissensfluss unterstützen,
aber auch blockieren.

Worte können ein leichtes Lernen fördern,
aber auch verhindern.

Eine gute Kommunikation ohne Missverständnisse und ohne Wortbarrieren sorgt für ein entspannteres und friedfertigeres Miteinander – und das wiederum schafft eine angenehme Lernatmosphäre.